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Kognitive Grundlagen sozialen Verhaltens - Framing, Einstellungen und Rationalität
"4 Empirisch-statistische Analyse (S. 253-254)
4.1 Ziele der empirisch-statistischen Analyse
In den nachfolgenden Abschnitten werden zentrale theoretische Annahmen der in Abschnitt 2 und 3 diskutierten und entwickelten theoretischen Modelle empirisch überprüft. Hierzu werden Hypothesen im Gegenstandsbereich individuellen Geldspendens an soziale Hilfsorganisationen für Entwicklungshilfe und soziale Wohltätigkeit formuliert und anhand empirisch-statistischer Analysen getestet.
Die zentralen theoretischen Annahmen betreffen (a) das generische „duale"" Prozessmodell der Einstellungs-Verhaltens-Forschung als „theoretisches Ergebnis"" von Abschnitt 2 sowie (b) das handlungstheoretische Modell der Frame-Selektion in seiner Ursprungsform nach Esser (Abschnitt 3.3.2.1), die modifizierte MdFS-Variante nach Kroneberg (Abschnitt 3.3.2.3) sowie das MdFSE (Abschnitt 3.3.2.4). (ad a) Das generische „duale"" Prozessmodell der Informationsverarbeitung der Einstellungs-Verhaltens-Forschung wurde mit sechs zentralen Theoremen formuliert (vgl. Tabelle 2.10 in Abschnitt 2.2.4 sowie die nachfolgende Tabelle 4.1).
In den folgenden Ausführungen wird auf diese Theoreme stets mit den Abkürzungen T1-T6 verwiesen. Während sich das Theorem T1 auf die Prädiktion des Elaborationsgrads durch die beiden Bestimmungsfaktoren Motivation und Möglichkeit bezieht, befassen sich die Theoreme T2-T6 mit Konsequenzen des Elaborationsgrads. Gemäß Theorem T2 nimmt die Bedeutung von Rohdaten für die Informationsverarbeitung mit steigendem Elaborationsgrad zu und T3 zufolge wirken Einstellungen mit zunehmendem Elaborationsgrad nur indirekt auf Verhalten. Mit den Theoremen T4-T6 werden Annahmen über die Bedeutung der chronischen Einstellungszugänglichkeit für die Einstellungs-Verhaltens-Beziehung je nach Elaborationsgrad formuliert.
Demnach verliert die chronische Einstellungszugänglichkeit mit ansteigendem Elaborationsgrad an moderierendem Einfluss auf die Wirkung von Einstellungen auf Verhalten und Informationsverarbeitungsprozesse (T4). Bei einem niedrigen Elaborationsgrad werden Informationsverarbeitungsprozesse und Verhalten besonders dann von Einstellungen geleitet, wenn deren chronische Zugänglichkeit hoch ist (T5). Bei einer niedrigen chroni schen Einstellungszugänglichkeit und einer geringen Elaboration gewinnen hingegen einfache Heuristiken und situative Hinweisreize an Bedeutung (T6).
In der nachfolgenden Tabelle 4.1 werden die sechs Theoreme im originalen Wortlaut (vgl. Abschnitt 2.2.4) zusammengestellt. Von diesen Theoremen werden nachfolgend Hypothesen abgeleitet und empirisch getestet, sodass ein Test dieser Hypothesen gleichzeitig ein Test der Theoreme ist. Als Gegenstandsbereich dient dabei wie angesprochen das Spenden von Geld an soziale Hilfsorganisationen. Die meisten Theoreme beziehen sich auf die Prädiktion von Informationsverarbeitungsprozessen einerseits und Verhalten andererseits, sodass diese nachfolgend auch mit unterschiedlichen abhängigen Variablen empirisch getestet werden können: die Genese von Bilanzurteilen („Informationsverarbeitungsprozesse"") und intendiertes oder tatsächliches Verhalten."
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