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How To Overcome Depressions By Yourself

of: Sonja Schoch

GES Verlag Ltd., 2014

ISBN: 9783944009001 , 150 Pages

Format: ePUB

Copy protection: DRM

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Price: 9,49 EUR



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How To Overcome Depressions By Yourself


 

Irgendwo in Afrika...


Peter Sternberg konnte sich nicht daran erinnern, jemals soviel geschwitzt zu haben. Die Luftfeuchtigkeit war ungewohnt hoch, was am nahe gelegenen Delta lag. Sein grauer Anzug und sein langärmliges Hemd taten ihr Übriges, um ihm den Schweiß aus allen Poren zu treiben. Hätte er gewusst, dass sein Gesprächspartner ihn in lockeren, khakifarbenen Hosen und T-Shirt empfangen würde, wäre er nicht so zugeknöpft erschienen.

Ein Schweißtropfen rann in sein rechtes Auge, und es fing an zu brennen. Bei dem Versuch, es mit dem Handrücken trocken zu wischen, rieb er nur noch mehr Schweiß in das Auge. Innerlich fluchend versuchte er, sich seinen Unmut nicht anmerken zu lassen.

Die Schweißflecken, die von seinen beiden Achselhöhlen ausgingen, schlossen sich langsam auf dem Rücken. Das weiße, dünne Baumwollhemd konnte nicht verhindern, dass auch der Anzugstoff bereits durchtränkt war.

Unsicherheit überkam ihn. Zuhause war alles anders. Dort war er wer. Man respektierte ihn, und er konnte bei jedem Gespräch den selbstsicheren Mann darstellen. Seine kurzen, modisch geschnittenen, schwarzen Haare, seine dunkelbraunen, fast schwarzen Augen und seine glatten Gesichtszüge verliehen ihm ein freundliches und weltmännisches Aussehen. Zusammen mit seiner Wortgewandtheit machte es ihn selbstsicher. Doch der überdimensionale Spiegel hinter seinem Gesprächspartner zeigte ihm, dass seine Haare klebten, sein Gesicht klatschnass war, und seine Augen nach der anstrengenden, zermürbenden Anfahrt müde aus ihren Augenhöhlen schauten. Er sah genauso aus wie er sich fühlte: Ein müder, schwacher Junge, der eigentlich eine führende Hand bräuchte. Eine Hand, die ihn hier herausführte.

Was um alles in der Welt hatte er hier verloren? Er saß einem fremden Mann gegenüber, der ihm von einem großartigen Unternehmen erzählte. Ein Mann, der ärmer schien als er selbst, erzählte ihm etwas von Reichtum und grenzenloser Freiheit, von Selbständigkeit und Unabhängigkeit. Wieso sollte er sich auf ein derartiges, leeres Geschwätz einlassen?

Doch es gab eine weitere Überraschung. Genauso, wie am letzten Montag die Flugtickets plötzlich in seinem Briefkasten gelegen hatten, lag jetzt ein dicker Stapel Geldscheine vor ihm. Offenbar waren es 500-Euroscheine. Er schätzte, dass es wenigstens zwanzig waren, eher mehr.

„Das ist Ihr Geld, wenn Sie zusagen.“ Das Lächeln im Gesicht des Fremden wurde noch breiter und sanfter. Von seinem Äußeren her hätte er Inder sein können. Er war farbig, aber wesentlich heller als die Afrikaner. Der Kopf war kahl geschoren, das schlanke Gesicht wurde von einem Vollbart eingerahmt. Peter Sternberg hielt ihn für kaum älter als dreißig Jahre.

„Aus diesem Geld werden Sie viele Millionen machen, Peter. Und ich werde Ihnen sagen, wie!“ Das Englisch des Fremden hörte sich perfekt britisch an. Es passte nicht so recht in dieses Land.

Bei dem Anblick des Geldes fühlte Peter Sternberg neue Kraft in sich aufkommen. Das Geld war real. Wenn der Fremde kein reelles Ziel mit diesem Treffen verfolgte, wieso hätte er es dann überhaupt in die Wege geleitet? Wahrscheinlich entstammte er einer reichen Familie, die in Afrika viele Unternehmen besaß. Und nun wollte er womöglich in Europa Fuß fassen und brauchte dafür Mitarbeiter, die ihm dabei halfen. Dafür war er gewillt, gut zu bezahlen.

Peter Sternberg wusste nicht recht, wie er reagieren sollte. Er wollte nicht einfach zusagen, obwohl seine Entscheidung für eine Mitarbeit eigentlich schon längst gefallen war. Doch er wollte das Gespräch am Laufen halten. Ihm fiel nichts Besseres ein, als zu fragen: „Wer garantiert Ihnen, dass ich nicht einfach das Geld nehme, nach Hause fliege, und Sie nie wieder etwas von mir hören?“

„Sagen Sie erst Ja oder Nein. Dann erkläre ich Ihnen meine Sicherheiten. Sie werden überzeugt sein.“

Diese übertriebene Freundlichkeit vermittelte Peter Sternberg Unbehagen. Der Fremde war einfach zu freundlich.

Irgendwas kam ihm seltsam vor. Das Examen von Peter Sternberg war zwar sehr gut, aber er war sich im Klaren darüber, dass es noch weit Bessere gab. Er konnte kaum glauben, dass sein Wissen tatsächlich so viel wert war, dass jemand keine Mühe scheute, um ihn als Mitarbeiter zu bekommen.

Egal, was sollte es. Selbst wenn es sich einfach um einen reichen Verrückten handelte. Geld stinkt nicht. Und Erfahrung im internationalen Business machte sich im Lebenslauf immer gut. Eine zu freundliche Zusammenarbeit war immer noch besser als eine unfreundliche.

„Ich bin selbstverständlich glücklich, für einen Mann wie Sie arbeiten zu können. Meine Antwort ist Ja!“

Ein kurzes Funkeln in den Augen des Fremden zeigte eine winzige Gefühlsregung, die erste überhaupt. Ansonsten sprach der Mann scheinbar gleichgültig weiter. „Dann stecken Sie das Geld ein. Es sind 25.000 Euro. Wenn Sie wieder zu Hause sind, eröffnen Sie ein Aktiendepot. Sie überweisen 10.000 Euro von Ihrem Privatkonto auf dieses Depot. Heben Sie den Kontoauszug zu dieser Überweisung gut auf! Sobald das Geld auf dem Aktienkonto ist, ordern Sie für die gesamte Summe Aktien der amerikanischen Firma ‚CpfA’. Von dem Geld, das Sie von hier mitnehmen, leben Sie zunächst. Lassen Sie es sich für ein paar Monate gut gehen. Im Laufe der Zeit kommen dann weitere Anweisungen.“

Das alles war doch ein Traum, oder? Bei diesem Gedanken nahm Peter Sternberg das Bündel Geld und steckte es in die Innentasche seines Jacketts. Er fühlte, dass auch schon die Vorderseite der Jacke schweißnass war.

„Darf ich jetzt noch einmal nach Ihrer Sicherheit fragen? Sie haben mich doch sehr neugierig gemacht. Was ist, wenn ich nun mit dem Geld durchbrenne?“ Er machte eine kurze Pause, bevor er fortfuhr: „Ich habe das natürlich nicht vor. Aber wie können Sie sich dessen sicher sein?“

Nachdem der Fremde ihn einige Sekunden mit einem durchdringenden Blick angesehen hatte, stand der Gastgeber auf. Während er zu einer kleinen Anrichte ging, sagte er: „Ich möchte Ihnen etwas zeigen. Kommen Sie her!“ Dabei nahm er ein hübsch verziertes Holzkästchen von dem Möbelstück.

„Ich weiß, dass Sie in Ihrem Land ein guter Sportschütze sind. Damit haben wir ein gemeinsames Hobby.“

Er öffnete den Deckel der kleinen Kiste und hielt sie dem Gast, der mittlerweile zu ihm getreten war, entgegen. Peter Sternberg sah neugierig hinein und erkannte eine chromglänzende Waffe.

„Nehmen Sie sie!“, forderte der Fremde ihn auf. Interessiert griff Peter Sternberg nach der Pistole, wog sie in der Hand, richtete sie spielerisch auf ein imaginäres Ziel und nickte dann bewundernd. Obwohl er sich sehr gut auskannte, konnte er nicht sagen, um was für eine Waffe es sich handelte.

Mit einem wissenden Lächeln erklärte sein Gastgeber: „Es ist eine Spezialanfertigung. Sie ist perfekt ausgewogen und passt hervorragend in meine Hand. Ich nehme oft an Wettbewerben teil. Seit vier Jahren habe ich keinen mehr verloren. Und seit vier Jahren habe ich diese Waffe.“

Beinah ehrfürchtig legte Sternberg die Waffe zurück, wusste aber nicht genau, was der Fremde ihm damit nun sagen wollte. Die Erklärung ließ nicht lange auf sich warten.

„Ich gewinne, weil ich die Gabe habe, mir immer das richtige Material auszusuchen. Das ist im Sport so, in meinem Privatleben ist das so, und geschäftlich ist das ebenfalls so.“

Bei diesen Worten stellte der Mann das Kästchen auf den Tisch, ohne den Deckel zu verschließen. Dann setzte er sich wieder. Sternberg tat es ihm gleich und nahm ebenfalls wieder seinen Platz ein. Dann kehrte ein unangenehmes Schweigen ein.

Irgendwie hatte Peter Sternberg das Gefühl, dass sich etwas verändert hatte. Er konnte nicht sagen was es war, aber plötzlich schien die Stimmung umgeschlagen zu sein. Es war fast körperlich zu spüren. Und jetzt konnte Sternberg es auch im Gesicht des Fremden sehen, denn mit einem Mal wurde es ernst.

Nachdem das breite Lächeln verschwunden war, erschien das Gesicht noch schmaler. Der Blick hatte sich verändert. Nicht wirklich unfreundlich, aber durchdringend, irgendwie kalt. Einen Moment sahen sich die Männer direkt in die Augen, bis Peter Sternberg dem Blick nicht mehr standhielt und betreten zu Boden sah. Dann wandte sich der Fremde zur Tür und rief laut: „Nakomi, bring’ mir unseren ersten Gast her!“

Wieder erfasste der kalte Blick des Fremden Peter Sternberg, der nun wieder aufsah. Ein unangenehmes Gefühl breitete sich in Sternbergs Magen aus. Der Fremde war merkwürdig. Doch im nächsten Moment kam das freundliche Lächeln wieder. Die Augen strahlten erneut Wärme aus, und Sternbergs Magen beruhigte sich ein wenig. Die Hitze Botswanas beeinflusste wohl seine Wahrnehmungskraft. Sein Gehirn spielte ihm einen Streich. In Wirklichkeit war alles in Ordnung. Der Fremde war ein gütiger Mann, der sein Geld in Europa investieren wollte.

„Sehen Sie, wir hatten gestern einen anderen Gast“, fuhr der Fremde fort. „Er kommt aus Frankreich, und sollte dort eine ähnliche Stelle einnehmen wie Sie in Deutschland. Wir führten eine Unterhaltung, die der unseren in etwa gleichkam. Mit dem einen Unterschied: Er hat sich gegen eine Zusammenarbeit entschieden. Das ist sehr bedauerlich, ist er doch hierher gekommen, um mich und mein Haus zu sehen. Es gleicht Ihrem Vorschlag, einfach mit dem Geld durchzubrennen. Sie müssen verstehen, dass Geld mir eigentlich gleichgültig ist. Ich habe ausreichend davon und setze es so ein, wie es mir am meisten hilft. Man bekommt fast alles, wenn man nur gut genug bezahlt.“ Immer noch das freundliche Lächeln. „Aber ein paar wenige Dinge sind etwas schwieriger zu bekommen. Dinge wie Verschwiegenheit und Loyalität. Doch auch...